Didaktik vor Methode: Was guten Unterricht wirklich ausmacht

Wenn man in den Lehrerberuf einsteigt, wird man schnell mit drei Begriffen konfrontiert, die gerne synonym verwendet, aber nicht immer klar voneinander abgegrenzt werden: Didaktik, Methodik – und das große Ziel von gutem Unterricht. Doch wer unterrichten will, sollte wissen: Es ist kein Zufall, dass der Grundsatz „Primat der Didaktik“ in der Lehrerbildung so prominent ist. Er erinnert uns daran, dass nicht die Methode das Lernen steuert, sondern der durchdachte Inhalt, das Ziel und der Sinn des Unterrichts.

Didaktik fragt: Was lehre ich warum? Welche Kompetenzen sollen meine Schülerinnen und Schüler erwerben – und in welchem Kontext? Sie ist der intellektuelle Unterbau des Unterrichts, die Theorie der Bildungsinhalte, die nicht nur Fachliches, sondern auch Welt- und Menschenbild transportiert. Die Methodik hingegen ist das Wie: Erkläre ich frontal oder lasse ich ein Erklärvideo schauen? Arbeite ich mit Gruppenpuzzle oder digitalem Escape Room? Methoden sind wichtig – aber sie stehen im Dienst der didaktischen Zielsetzung, nicht umgekehrt.

„Guter Unterricht“ entsteht dann, wenn Inhalte, Ziele und Methoden kohärent zusammenspielen. Er ist lernförderlich, herausfordernd und lebensweltlich relevant – im besten Fall sogar ein kleines Fenster zur Welt.

Ein besonders aktueller didaktischer Fokus liegt auf der Medienbildung. Dieter Baacke hat den Medienkompetenzbegriff bereits in den 1990er Jahren in vier Dimensionen gefasst: Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung. Nur wer alle vier im Blick hat, fördert Schüler, die sich nicht nur passiv durch digitale Angebote klicken, sondern aktiv, kritisch und kreativ mit Medien umgehen können.

Für die Auswahl digitaler Methoden lohnt ein Blick auf die SAMR-Skala von Ruben Puentedura. Sie unterscheidet vier Stufen der digitalen Mediennutzung im Unterricht:
• Substitution (digitale Methode ersetzt analoge, z. B. Textverarbeitung statt Heft)
• Augmentation (Funktionserweiterung, z. B. Rechtschreibprüfung)
• Modification (Aufgaben werden neu designt, z. B. kollaboratives Schreiben in Echtzeit)
• Redefinition (neue Aufgabenformate, die analog nicht möglich wären, z. B. Podcast-Produktion mit globaler Peer-Feedback-Schleife)

Je weiter oben in der Skala, desto größer die didaktische Innovation – aber auch hier gilt: Nicht um der Technik willen, sondern weil sie dem Lernen dient. Oder wie Baacke sagen würde: Mediennutzung braucht Ziel, Sinn und Urteilskraft.



Fazit: Guter Unterricht beginnt nicht mit der Frage „Welche Methode?“ – sondern mit der Frage „Warum das Ganze?“. Wer Didaktik ernst nimmt, macht mehr als Schule: Er gestaltet Bildung.